Das große Problem unserer Meere
Unsere Meere und deren Bewohner ersticken am Müll!
Insgesamt leiden unsere Gewässer, egal ob Flüsse, Seen oder Ozeane, unter der immer schneller und stärker zunehmenden Verschmutzung durch Müll, insbesondere in Form von langlebigen Kunststoffen. Eine wahrlich beunruhigender Zustand wenn man bedenkt, dass diese Kunststoffe im Wasser zwischen 40 und 250 Jahren benötigen, um sich abzubauen und damit umweltneutral zu werden. Der sichtbare Anteil des Kunststoffes in unseren Meeren beträgt dabei gerade einmal 15-20% der Gesamtmenge. Der Rest ist in Form von Mikroplastik, bis zu einer Größe von Nano-Partikeln, freischwebend im Wasser unterwegs oder bereits im Meeresboden gebunden.
Hier liegt das große Problem für die Meeresbewohner, die sich ihre Nahrungsquellen genau an diesen Stellen erschließen und damit zum unfreiwilligen Verzehr von Kunststoffen verdammt sind.
Etwa 75 Prozent des gesamten Meeresmülls besteht aus Kunststoffen.
Nach aktuellen Schätzungen der Wissenschaft sind seit dem Jahr 1959 (Beginn der industriellen Kunststoffproduktion) bereits rd. 150.000.000 Tonnen an Kunststoffmüll in unsere Oceane gelangt. Der jährliche Neueintrag an Kunststoff beträgt aktuell rd. 10 bis 12 Millionen Tonnen. Nach Angaben des Umweltprogramms der vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe. Doch was wir sehen ist nur die Spitze des Eisbergs, mehr als 90 Prozent der Abfälle sinken auf den Meeresboden und bleiben unserem Auge verborgen. Plastik ist im Meer nahezu unvergänglich, nur langsam zersetzt es sich durch Salzwasser und Sonne und gibt nach und nach kleinere Bruchstücke an die Umgebung ab. Der Abbau und die Zersetzung dieser Kunststoffe dauert nachweislich meist mehrere Jahrzehnte, in vielen Fällen sogar Jahrhunderte.
Die Überbleibsel unserer Wegwerfgesellschaft kosten jedes Jahr bis zu 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel das Leben. Die Tiere verhungern mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft. Seehunde, Wale und Delfine, aber auch Schildkröten, verfangen sich in alten Fischernetzen, ertrinken oder erleiden schwere Verletzungen bei Befreiungsversuchen.
Ein besonderes Phänomen sind die zahlreichen Müllstrudel. Hydrographische Wirbel sammeln hier gigantische Müllteppiche an.
Das passiert deshalb, weil der Ozean ein weltumspannendes System an Strömungen aufweist, die dem Wärmeaustausch zwischen den Ozeanregionen dienen. Diese Strömungen formen natürlicherweise an bestimmten Stellen riesige Oberflächenstrudel. Wenn das Plastik dort hinein gerät, ist es im Strudel gefangen und bildet Plastikinseln.Die genaue Größe dieser Plastikinsel lässt sich schwer abschätzen. Je näher man dem Zentrum der Inseln kommt, desto höher ist die Dichte an Plastikmüll und –partikeln. Weil viele der Plastikpartikel sehr klein sind und ein großer Anteil der Inseln unter der Wasseroberfläche treibt, sind sie unsichtbar für Flugzeuge oder Satteliten. Stattdessen lässt sich die ungefähre Größe durch die Entnahme von Proben abschätzen. Man geht davon aus, dass sich weltweit fünf dieser riesigen Plastikinseln geformt haben: Im Nord- und Südpazifik, im Nord- und Südatlantik und im Indischen Ozean. Drei dieser Plastikinseln sind bisher wissenschaftlich belegt: Im Nord- und Südpazifik und Nordatlantik.Für die Plastikinsel im Nordpazifik, die bisher am besten erforscht ist, wird eine Größe von 700.000 bis mehr als 15.000.000 km2 angenommen. Zum Vergleich: Europa hat eine Fläche von 10.180.000 km2. Die Plastikinsel im Nordpazifik weist außerdem weltweit eine der größten Dichten an Plastikpartikeln im Mikroformat auf: etwa 1 Millionen Partikel pro km2. Für Europäische Gewässer liegt der höchste Wert bei 690.000 Partikeln pro km2.
Doch nicht nur physische Gefahren lauern. Bei den Zersetzungsprozessen werden gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt mariner Lebewesen beeinflussen können. Auch sind in der Langzeitfolge schädliche Auswirkungen auf den Menschen nicht auszuschließen. Die kleinen Plastikpartikel ziehen dabei im Meerwasser gelöste Umweltgifte wie das Insektizid DDT oder PCBs an wie ein Magnet. Eine tödliche Mahlzeit für Filtrierer wie Muscheln oder Korallen.
Erst in den letzten Jahren wurde bekannt, dass auch viele Kosmetikprodukte Plastikpartikel enthalten. Laut einer Studie des NABU-Studie zu Kosmetikprodukten und Putzmitteln, werden jährlich nur durch deren Verwendung ca. 1.000 Tonnen Mikroplastik in das Abwassersystem eingeleitet.
In Europa werden Jahr für Jahr Millionen Tonnen Plastik ganz selbstverständlich nach einmaligem Gebrauch weg geworfen. Plastiktüten, Plastikflaschen und auch Zigarettenkippen gehören zu den häufigsten Fundstücken am Strand.
Der meiste Abfall kommt dabei vom Land, achtlos wegegeworfen und über Flüsse und den Wind ins Meer getragen. Geschätzte 380 Tonnen Kunststoff schwemmt der Rhein jedes Jahr in die Nordsee. Daneben spielen regional auch die Einträge aus der Schifffahrt, der Fischerei und der Offshore-Industrie eine große Rolle. Allein am Grund der Nordsee liegen vermutlich mehr als 600.000 Kubikmeter Müll, das entspricht 1,5 Mal dem Kölner Dom.
Jeder von uns kann dazu beitragen die Meere zu schützen, denn Meeresschutz fängt bereits zu Hause an.
Bereits kleine Veränderungen in unserem Konsum- und Wegwerfverhalten helfen, das Überleben der vielfältigen Meereswelt zu sichern.